Vorgeschichtliche Großraumsiedlung in der Schwalm mit Wasenberg als Zentralplatz
Am 19. November 2021 um 19 00 Uhr im Haus der Generationen in Wasenberg referierte der renommierte Archäologe Dr. Kneipp
Thema: Vorgeschichtliche Großraumsiedlung in der Schwalm mit Wasenberg als Zentralplatz
Im Bereich Wasenberg-Schotterode existierte ein ca. 17,5 ha großer Siedlungsplatz, umgeben von 6 Peripheriesiedlungen.
Die Revolution bestand darin, dass erstmals Menschen sesshaft geworden sind. Sie sind also an einem Ort geblieben, haben Häuser errichtet und Getreide angebaut. Diese Menschen kamen aus dem Nahen Osten. Die Menschen, die vorher hier lebten, waren, so weit bis heute bekannt, Jäger und Sammler gewesen. Diese neue Sesshaftigkeit veränderte alles,
die Sozialstrukturen, die Machtverhältnisse. Es entstanden Hierarchien, der einzelne sammelte Besitz an.
Und diesen Besitz machte man sich spätestens ab der Eisenzeit mit Waffengewalt streitig. Es hatte sich eine Konkurrenz zwischen Jägern und Ackerbauern gebildet.
Im HdG waren alle Plätze besetzt. Viele Wasenberger, auch einige Auswärtige, kamen trotz Corona zu einer denkwürdigen Veranstaltung.
Heinz Heilemann begrüßte Herrn Dr. Kneipp, das Gemeindevorstandmitglied Erich Korell, den Ortsvorsteher Hannes Schwalm und alleanderen Gäste mit einer 3-seitigen Präsentation.
Die 4 Kästchen im schwarz umrandeten Gebiet 1 sind größere Gruben die auf den Standort von Häusern aus der Zeit vor 7000 Jahren hindeuten. Aus der unteren, am Wiesenrand gelegenen Grube stammen die Fundstücke von Dr. Kneipp.
Aus dem kleinen Bereich 2, südlich der Leimbach, gibt es Fundmaterial, was auf einen späteren Zeitraum der Bandkeramik hindeutet.
So wie dieser Nachbau haben in etwa die ersten Häuser von Schatterode vor 7000 Jahren ausgesehen.
Nach der Einstimmung durch die Präsentation stellte Dr. Kneipp sich und seine Arbeit vor.
Hier folgen nun Auszüge aus dem Protokoll einer Filmaufnahme der Veranstaltung
Ich arbeite an der Uni am Institut mit und habe lange Zeit das auch firmisch betrieben, habe viele Ausgrabungen gemacht, weniger Steinzeit, mehr Mittelalter. Auch hier in Nordhessen und habe immer parallel mehrere Forschungsprojekte geleitet der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Eins der wichtigen, langjährigen, was auch hier in der Gegend war, war in Wernswig, Lenderscheid.
Das wurde von der Forschungsgemeinschaft mit einem hohen 6stelligen Betrag gefördert. Wir hatten da die Möglichkeiten über Austauschsysteme bestimmter Gesteinsarten Tertiärquarzit intensiv zu forschen über einen längeren Zeitraum. Dazu muss man wissen, dass in Lenderscheid ein sehr gutes Material ansteht, sehr guter Quarzit, feinkörniger verarbeitbarer Quarzit, der den Feuerstein ersetz hat. Der in etwa ähnliche Eigenschaften hat, der wurde hier abgebaut und dann über 2 Zwischenstationen, Siebertshausen ist eine davon, nach Wernswig gebracht. In Wernswig konnten wir dann untersuchen wie die Herstellung von Messern vonstattengegangen ist. Es sind mehrere hunderttausend Messerklingen dabei herausgekommen. Durch die Grabung sehr viele aber vorher auch schon bei vielen Geländebegehungen. Wo der Ackerpflug drüber geht. In Ziegenhain im Museum liegen viele Stücke. Es liegt sehr viel in Kassel im Landesmuseum, in Fritzlar etwa hunderttausend Stück. Die haben wir alle mal aufgenommen und sogar die Universität Münster hat auch einige hundert Stück als Rohmaterial. So viel zu meiner Person.
Ich versuche Ihnen heute mal die frühe Seßhaftwerdung auch methodisch vorzuführen. Das heißt wie kommt man eigentlich drauf, dass da ein Platz ist. Wenn man ihn dann hat, wie tut man das dann untersuchen, dass man bestmögliche Ergebnisse rauskriegt. Die moderne Technik bietet uns ganz viele Möglichkeiten bei der Untersuchung von Zähnen, von Knochen. Da können wir rauskriegen wo die Leute vorher gelebt haben, was die konsumiert haben. An Fleisch vor allem aber auch an Ackerfrüchten. Diesen ganzen Kreislauf will ich Ihnen mal darstellen.
Zum Schluss komme ich kann zu sprechen auf den wichtigen Platz hier in Wasenberg.
Das ist nämlich der, was die Ausdehnung betrifft, der größte in ganz Nordhessen.
Der Platz, den habe ich zusammen mit meinem Doktorvater, mit Prof. Lüning, bearbeitet. Bei Dr. Lüning habe ich auch promoviert und in der Folge dann über ein ähnliches Thema habilitiert.
Da geht’s um Sesshaftwerdung, was steht dahinter. Warum werden die Leute sesshaft? Weil sie mehr Kinder haben oder in der Folge der Sesshaftwerdung?
Wichtig ist, dass man die frühen Bauern und deren Prozess an einem Platz zu bleiben erkennt. Zukünftig kann man das sehr schön ablesen. Wenn man einen Platz von 17,4 ha Fläche und das ist hier in Wasenberg würde sich ideal dafür bieten, weil auch die Bodenverhältnisse sehr gut sind. Ich konnte das aber seinerseits, der Platz ist seit langem bekannt.
Ich habe den Platz wie gesagt nicht entdeckt. Das geht auf Herrn Heidenreich aus Trutzhain zurück. Heidenreich sen., mit dem war ich auch draußen. Er hat mir das auch gezeigt, wir haben eine Geländebegehung gemacht. Ich habe einige Stücke dabei, die ich an Anschluss an meinen Vortrag dann zeigen würde. Einige ausgewählte Stücke die im Umfeld von schwarzen Verfärbungen sprich frühneolitischen Gruben herausgekommen sind.
Will aber nicht verschweigen, dass der Platz in der Folge, warum auch immer, wir haben das für uns behalten. Herr Heidenreich, ich hatte einen guten Draht zu Herrn Heidenreich, das hatte ganz sonderbare Gründe, weil, er kam aus einem Dorf wo meine Mutter auch herkam, in Böhmen. So funktionierte es ganz gut. Es gibt eine Menge anderer Sammler, unter anderem aus dem recht weit entfernten Frankenberg-Bottendorf, einen Herrn Scheuermann. Der hat die weite Reise nicht gescheut und hier ebenfalls Material aufgelesen, was ich einmal so ausschnittsweise Sichten konnte. Es ist interessant aber ich konnte es nicht ausleihen für die Bearbeitung.
Bild 1
Von hier (Wasenberg) habe ich nur Lesefunde aus Ackerbegehungen wenn auch systematisch. Da geht man in Reihen zur geeigneten Tageszeit.
Bild 2 Aufgepasst
Die Folien 3-28 werden nun ausgeblendet. Es handelt sich Vorgänge bei Ausgrabungen an anderen Standorten.
Protokoll an der Videoaufnahme der PPP Dr. Kneipp vom 19.11.2021 in Wasenberg
Ab Folie 29. Davor gab Dr. Kneipp Informationen über Funde Bei anderen Grabungen
Kleidung der ersten heimischen Bauern
Rechts sieht man einen Mann von hinten, mit einer Mütze, die es wirklich so gab. Das ist die Kleidung von hinten. Bei den beiden Plastiken, männlich und weiblich, gibt es kleine Farbpigmente und daraus kann rekonstruieren wie es damals aussah. Bei der Frau sieht man an ihrem rechten Arm einen Ring aus Muscheln, die werden ausgesägt und dann haben die außen einen Ring und dann werden sie am Oberarm getragen.
Ob das bequem war ist eine andere Sache, für die Leute war es wichtig. Die Muscheln stammen vom Roten Meer. Man weiß heute, dass es soziale Differenzierungen gibt, die wahrscheinlich so gekennzeichnet wurden.
Weitreichender Handel am Beginn der Sesshaftigkeit
Die frühen Bauern, sogenannte neolithische Revolution, man bleibt an einem Ort, man manipuliert die Wildgräser domestiziert die Tiere. Wenn sie mal ein Wildschwein einfangen, das haben wir gemacht bei Köln und isolieren, dass, nach der zweiten Generation kommt das draußen nicht mehr allein zurecht. In der 2ten Generation wollen die nicht mehr weg, da bleiben die im Gehege.
Auf der Karte sieht man, es geht hier einfach um Austausch. Rohstoffmaterial kommt rechts aus dem Ostseeraum, aus dem dänischen Bereich, aus Jütland oder Belgien die Keramik. Das ist etwas anderes als Bandkeramik. Das sind keine richtigen Bauern, sondern so eine Art Jäger und Teilzeitviehzüchter, die solche Gefäße machen.
Die findet man oft auf sandigen Böden, deshalb dieser Spitzboden, es wird einfach in den Sand gesteckt.
Das sind Neolithiker mit Jägerkolorit. So eine Mischung. Man nimmt an, das sind die Leute, welche das Tier in der Waldweidung gehalten haben, für die eigentlichen Bauern.
Pfeilspitzen und ihre historische Aussagekraft
In der Mitte die normalen Pfeilspitzen, die man aus der Bandkeramik kennt. Unten rechts sieht man andere mit Querspitze, das nehmen eigentlich nur Jäger, nicht Bauern. Dann wird es spannend, denn Pfeilspitzen behält man lange. Wer mit Pfeil und Bogen auf die Jagd geht, der besteht auf seiner Ausrichtung. Jägerliche Kulturen sind nicht so, dass sie an einem Platz bleiben, sie ziehen rum und sind auf die Jagd angewiesen. Wenn sie kein Jagdglück haben, dann geht die Sippe ein.
Alles in der Gemeinschaft gehört jedem, bis auf die Jagdwaffen. Alle jägerlichen Kulturen haben viel Freizeit sagen alle die sich damit beschäftigen und man sieht es an den heutigen noch existierenden Kulturen die immer noch Jägermäßig leben. Die haben 21-22 Stunden Freizeit am Tag. Man macht Körperpflege und plaudert. In der restlichen Zeit werden die Jagdwaffen gepflegt. Da baut man die Sehne oder spitz die Pfeilspitzen oder tut den Bogen ölen, damit er schön geschmeidig bleibt.
Der Rest ist Freizeit. Bei den Bauern ist das umgekehrt. Man muss den ganzen Tag schuften. Meistens das ganze Jahr. Dafür haben sie aber ständig Fleisch und Getreide zur Verfügung, sind also nicht auf das Jagdglück angewiesen.
Bezüglich der Pfeilspitzen ist das wichtig. Denn hier von Osten (hellgrüner Bereich) kommt die älteste Phase der frühen Bauern und trifft hier in dem Bereich (Mitte zweifarbig) auf Jäger und Sammler. Der Rhein ist so ne Grenze. Es gibt einen einzigen Platz in der Frühphase westlich des Rheines, in der Nähe von Worms.
Es stehen sich Leute gegenüber, westlich des Rheins, die anders aussehen, anders gekleidet sind, die keinen Ackerbau betreiben, zumindest nicht kontinuierlich.
Die haben auch Vorratswirtschaft, die züchten auch Haselnüsse. Hin und wieder machen die auch mal Ackerbau, wenn sie Kenntnis davon haben, zumindest teilweise. Am Rhein treffen also 2 ganz verschiedene Philosophien aufeinander.
Die Lebenswelt der frühen Bauern
Rechts sieht man die beschriebenen Häuser, die Giebelseite. Südost, rechts neben der Tür wurde getöpfert, die Tiere laufen frei rum.
Links am Horizont sieht man den Palisadenring die Umwehrung der Siedlung mit der entsprechenden Torsituation und in der Mitte, konnte der Leimbach sein.
Gewässer die nötig sind
Sie haben am Anfang die Schlehnsteinsche Karte von 1710 (Wasenberg) mit den 3 Teichen gezeigt. Diese Teiche sind ja nicht zufällig dort. Das ist ein Zeichen dafür, das hier, wie in der Schwalm überhaupt, die Wasserversorgung sehr gut war. Der Bauer benötigt eine gute Wasserversorgung.
Unten links, die Frau, das ist falsch. Wir haben inzwischen herausgefunden, Frauen tragen keine Röcke. Sie tragen Hosen. Hosenrock, wie der Mann ihn trägt, mag es mal gegeben haben.
Auf dem Balkan hat man so etwas entdeckt, mag auch modisch sein war aber nicht die Rege.
Vor 7000 Jahren war die Kommunikation sehr gut. Wenn ich Muscheln vom Roten Meer hier hoch schaffe, dann brannten überall mal Lagerfeuer, man hat sich da erzählt. Die Verzögerung war halt ein paar Wochen oder Monate aber es kam irgendwann mal an. Die mussten auch nicht auf die Uhr gucken. Richtige Uhren gabs nicht. Es war eine sehr entschleunigte Zeit. Mit den Kelten wird das anders, später.
Hiermit wurde die Häuser gebaut
So muss man sich die Beilspitze vorstellen. Man musste ja die Bäume fällen. Wir haben das einmal probiert. Mit solchen Beilen einen Baum zu fällen. Erstmal wird er in dieser Höhe (Gürtellinie) gefällt.
Das ist nicht schlecht, die schlagen wieder aus, dann haben die was für die Körbe usw.
Rundum wurde immer mit der Pike zugeschlagen. Dann haben die Äste herumgelegt, damit der Baum nicht hart auffällt oder zersplittert. Die Äste wurden abgetrennt, mit noch kleineren Beilklingen. Die Äste sind wichtig. Die braucht man, wenn sie trocken sind, für den Keramiköfen und die Brötchen und Brote, für den Brutofen.
Vor dem Kochen Der Speiseplan der frühen Bauern vor 7000 Jahren
Was wurde vor 7000 Jahren gegessen?
Das meiste erkennt man auf Anhieb. Besonders hinzuweisen ist auf die kleine Schüssel in der Mitte4 links mit dem Holzlöffel. Das ist Mohn. Der kommt nicht aus dem Südosten. Es gibt einen Aufsatz einer Kollegin Frau Nibratis aus den Niederlanden. Da wird ganz klar die Herkunft dieses Mohns beschrieben. Der kommt über Spanien aus Nordafrika Marokko über Spanien, Frankreich durch das Rohnetal, die Burgundische Pforte hier nach Deutschland.
Der geht nicht über Südosten über den Balkan. Da gibt es den nicht. Nachdem man das entdeckt hat, hat man wieder mehr in den Westen geguckt und die“““ Laogetleute“““ entdeckt.
So funktioniert Forschung. Da gibt es zwei drei Seiten Aufsatz und man guckt in die andere Richtung. Es kommt nicht alles vom Balkan, es kommt aus allen Richtungen. Das hier links der runde, nach oben enger werdendem Topf, das ist so ein Topf in dem die Sachen wahrscheinlich transportiert wurden.
Oben, der zweite Behälter von rechts, das sind Haselnüsse. Die wichtig für die Fettversorgung. Man kann sie auch lange haltbar machen.
Fisch, Fleisch, Linsen. Erbsen waren sehr beliebt und Linsen. Der Speiseplan war breit gefächert. Über die Zubereitung wissen wir bis heute wenig.
Ausgegrabene Reste der einstigen Nahrung.
Erklärung steht auf der Folie ganz unten
Familienclans in deiner frühbaulicher
In den Gruben gibt es noch viel mehr Informationen. Da gibt es die ganzen Mikroreste. Da sind die Schuppen vom Hecht, da sind die winzigen Steingeräte, da sind die Samen von den ganzen Unkräutern, die man nicht als Unkräuter gesehen hat, sondern die auf die Felder mit eingebaut wurden. Wahrscheinlich von selber, wenn ich weiß ich habe verschieden Unkräuter, dann weiß ich, ich habe einen guten Ausgleich dann kommen mir die Schädlinge nicht rein. Man hat auch Einkorn und Emma nicht getrennt angebaut, sondern zusammen. Wenn das eine eingeht war das andere noch da. Ich habe mich belehren lassen. Azteken und Mayas machten 3 Früchte an einem Stück. Mais Bohnen und noch etwas Drittes. Die ergänzen sich untereinander.
Die Leute waren schlau, die waren nicht doof, nur weil es so lange her ist.
Hier auf der Folie geht es um Familienclans. Sie sind bunt eingeteilt haben alle miteinander zu tun. Die haben eine Ausstattung an Werkzeugen, an Rohstoffen, die zeigen ganz deutlich, die sind so miteinander verschwägert. In Franken gibt es einen Platz, da hat ein Clan eine ganz besondere Feuersteinart und die behält er, die gibt er nicht ab. Der kommt aus Niederösterreich. Dann ziehen die eines Tages weg in eine andere Siedlung und dann haben die das wieder. Die haben die Verbindung den Rohstoff. Da kommt man der Geschichte nah. So schreibt man Geschichte.
Frühbauerliche Chirurgie. Gut verheiltes Schädelloch (Trepanation) auf dem rechten Scheitelbein eines ca. 55-jährigen Mannes aus Franken
Sie haben eben gerade gesehen. In der Mitte war schon eine Hauptstraße. Ein großer Weg wo dann links und rechts die Häuser waren. So fängts an. Von diesen frühen weilerartigen Siedlungen die ich Ihnen eben gezeigt habe, bis zur Großstadt New York. Da geht’s los. Häuschen noch bisschen lose verteilt, erst eine Straße in der Mitte. In der nächsten Kultur hat man schon eine Straße und eine ganz große Lehmentnahme. In der nachfolgenden Röttnerkultur, so heißt die, da hat die Dorfgemeinschaft den Lehm schon aus einer Grube geholt. Nicht jeder neben dem Haus. So geht das dann weiter. Die Bronzezeit, da kennen Sie alle die Himmelscheibe, die Eisenzeit, Keltenzeit. Da wird das Dorfgeschehen immer differenzierter. Es gibt noch eine zweite Hauptstraße, so wie hier in Wasenberg auch und dann noch eine Straße daneben und dann entstehen Großdörfer. Aus den Großdörfern entstehen kleine Städte. Dann kommt der römische Einfluss, dann haben wir schon größere Städte.
Dann gibt’s leider einen Rückschritt. Am Ende der Römerzeit als die kaputt geht. Im frühen Mittelalter da wird alles wieder kleiner, schrumpft zusammen und dann geht es wieder auseinander. Es wird nicht immer besser. Es gibt Brüche. Wenn man überlegt, dass wir heute an einer Bruchkante liegen.
Die Sollbruchkante. Hier hat jemand den Schädel geöffnet. So lässt man Druck raus, aus dem Kopf. Der hatte wahrscheinlich Migräne, immer Schmerzen. Vielleicht hatte er auch Geistervorstellungen oder sonst was. Den Grund kennen wir nicht genau. Wir aber das das funktioniert hat, dieses Verfahren und es gibt sogar Doppellöcher. Ein Großteil der Leute hat das überstanden. Der hier nicht.
Dann kommt etwas ganz Spannendes. Es gibt zwei Chirugenzentren die ganz gut waren. Eins im Pariser Becken. Da haben viele das überlebt, diese Schädelöffnungen und im Saalegebiet. Saale Unstruhtraum. Da wo heute eine Weininsel ist, da wurde auch sehr gut behandelt. Dazwischen hat es nicht immer so toll geklappt.
Die Leute waren vor 7000 Jahren in der Lage den Schädel zu öffnen. Da brauchen sie gute Kenntnisse was antiseptische Mittel betrifft, wie man den betäubt. Der fand das bestimmt nicht schön und selbst wenn die Leute etwas robuster, deutlich robuster waren als heute, man musste den ja nachher auch pflegen. Eine große Sozialleistung. Den nach einem längeren Zeitraum wieder zurück zu führen in das normale Leben.
Sie sehen das ist kein kleines Löchelchen, das sind 5 Zentimeter. Da fließt schon viel Blut raus. Das muss man hinterher wieder reparieren.
Grausige Praktiken
Gespaltene Menschenschädel. Ich wollte das nicht weglassen. Da wurden Menschen regelrecht zerstückelt. Wer war das. Sind das Stammeskollegen. Sind das fremde Stämme oder waren das Jäger und Sammler die mit jemand in Streit geraten. Das kann man anhand des Zahnmaterials prima klären. Da weiß nicht nur wie alt das Individuum war, wann es Tode kam, wodurch. Man weiß vor allem welches Essen dahinter steckt.
Man kann sogar feststellen wo der herkommt. Hat er Fleisch genutzt so sondert das in den Knochen bestimmte Stoffe ab. Darüber kann man nachweisen, der hier kam aus Mittel oder Südfrankreich
Hier ist es nicht eine normale Grabenanlage wie in Wernswig. Die setzt hier auch aus, die hat laufend Unterbrechungen und in den Graben hat man unten diese Schädel reingemacht. Es ist eine späte Phase der frühen Bauernkultur und das passiert so etwas häufiger.
In der Wetterau haben wir eine Anlage geöffnet. Da waren bei allen Individuen die linken Schienbeine geöffnet. Die waren quer gespalten. Die Beinknochen rum herum auch, zur Markentnahme.
Also rituelle Pantophagie, das heißt
Menschen essen aus religiösen Gründen. Wenn man es aber weiß, dass es am Ende der Bandkeramischen Kultur, etwa 4800 vor Christus Probleme gibt, mit der Wasserversorgung.
Brunnen versiegen, es wird immer wärmer. Die Niederschläge werden spärlicher. Da kommt eine Krise auf. Auch eine Krise mit den Göttern. Die funktionieren nicht mehr richtig. Da muss man denen Opfer bringen. Das ist im Moment so die Interpretation die sie heute in der Fachliteratur finden können.
Am Ende der Bandkeramischen Kultur kommt die große die große „““Korne““ dieser große Kreis nicht mehr zusammen.
Sie haben sich separiert sich in ihren Bereichen die Differenzierung wird immer eigener. Sie können nicht mehr zusammen. In der Frühphase, darüber habe ich jahrelang geforscht, ist es spannend. Die Bandkeramik von Paris bis Kiew hat die gleichen Verzierungen an ihren Töpfen. Ich habe mit in Prag Töpfe angeschaut, im Rheinland, in Frankreich, im Elsass.
Das heißt das Kommunikationssystem war sehr eng. Sie wussten untereinander genau was los ist sonst konnten sie nicht die gleichen Verzierungen machen, sie kamen ja nicht alle aus einem Tal. Sie funktioniert prima und mit der Zeit separiert sich das ganze Feld auseinander.
Warum ich das sage? Es ist ein gutes Schulbeispiel zu überlegen wie es heute ist. Was es heißt global, auseinanderfallen, zusammenkommen. Welche Konsequenzen es hat, wenn man nicht an einem Strang zieht und nicht konzentriert die Probleme angeht, die da sind. Wie hier Wasserstoff zum Beispiel. Das funktionierte nicht mehr und dann geht die Kultur kaputt was 800 Jahre funktioniert hat.
Mit den ersten Bauern beginnt der ewige Kreislauf…
Das ist der Ausschnitt von dem Bild nochmal. Sehen sie die Säge mit den Einsätzen, die Sichel.
Ich habe so Klingen dabei. Das sieht man schön am Sichelglanz. Wenn die stark glänzen dann ist das ein Einsatz gewesen an so einer Handsichel. Denn an so einem Stein setzen sich Nitrate ab und durch die ständige Bewegung kommt noch einmal Glanz durch die Reibung. Das ist eine physikalische, chemische Erscheinung, der Sichelglanz. Mit so einer Handsichel hat man die Getreidehalme abgemacht.
Um die Felder, das ist hier nicht schön dargestellt, stimmt auch nicht ganz, gab es Hecken. Dichte Hecken. Warum? Einmal um den Wind anzuhalten, damit die Frucht nicht umfällt, zum anderen ist es ein guter Schutz gegen Wildtiere, vor allem solche, die gerne Getreide futtern. Das dritte ist, die Hecken müssen in Schuss gehalten werden. Man muss sie schneiden. Also haben sie wieder Reisig zum Anheizen der Öfen.
Man hat also 3 Sachen mit einem funktionalen Griff miteinander verbunden. So hat man ökologisch sehr klug und überlegt kreislaufmäßig gedacht.
Frühbäuerliche Siedlungsverbände
Nun zu Wasenberg. Vor Jahren habe ich mal die Siedlungsverbände aufgedröselt. Das ist mühsam. Man muss gucken wie ist die Verzierung der Keramik zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wie ist die Bearbeitung der Steine. Da gibt es feine Unterschiede. Ich bin viel nach Köln gefahren in dieser Zeit und habe mir die Steine bestimmen lassen. Ob es nun besondere Steine waren aus Nordfrankreich oder anderswo.
Es gibt den Siedlungsverband um Wernswig – 35- , Frielendorf. Dann gibt es hier oben einen Verband mit der Hauptsiedlung bei Gensungen und Felsberg. Auch bei Beuern gibt es einen großen Platz der kommt auf über 10 ha.
Dann haben wir den in der Schwalm. In der Mitte ist Wasenberg. Drum herum haben wir lauter Plätze die darauf Bezug nehmen. Das sieht man an der Verzierung der Keramik aber vor allem bei den Steinen bei dem Rohmaterial. Die Siedlungsverbände nördlich von Wasenberg bekommen alle den Lenderscheid-Quarzit. Bei Ihnen hier ist dieser Stein gar nicht vorhanden. So gut wie nicht.
Hier kommt der Quarzit fast ausschließlich aus der Gegend von Homberg/Ohm. Da gibt es auch gute Lagerstätten. Das heißt zwischen Wasenberg/Schwalm und den nördlichen Siedlungen ist der Austausch schlecht. Was steckt dahinter? Weil bis zur räumlichen Nähe nach Spieskappel – Gebersdorf . Auch von Heidenreich entdeckt, ein kleiner Platz. Der hat noch viel Material von Lenderscheid und hier bei Niedergrenzebach und Ransbach da haben wir nur das Material aus Homberg/Ohm. Das war überraschend.
Frühbäuerliche Siedlungen
Die Begehungen waren in den 80er 90er Jahren. Anfang 2003 bin ich noch mal begangen.
Wo wir Material gefunden haben. Dunkles Gebiet -1- Der Leimbach der unten verläuft. Hier ist die Wüstung Woltershausen. Ich habe mal versucht darüber etwas herauszubekommen. Es gibt Woltershausen in Niedersachsen, eine wichtige Wüstung aber hier habe ich nichts gefunden.
Hier in der Mitte ist der große Platz. Die 4 Kästchen, das sind größere Gruben, die man fest machen könnte. Aus der unteren Grube habe ich Material mitgebracht. Ein paar schöne ausgewählte Sachen, die man sich mal ansehen sollte, in die Hand nehmen sollte, dass man so das Gefühl, mal gucken, mal tasten um mit zu kriegen wie schön die das geschliffen, wie das verziert haben. Das man mal die „““Dringlichkeit“““ dieser Leute, vor 350 Generationen spüren kann, Das muss man sich mal vorstellen. 350 Leute nebeneinander, so lange ist das her bis damals.
Spannend ist dieser große grau eingefärbte Platz, 13,4 ha groß und es gibt auf der anderen Seite des Leimbach, so eine leichte Sporenlage (grau eingefärbtes Gebiet). Da gibt es einen weiteren Platz. Der ist kleiner, der ist aber auch sehr spannend. Da gibt es anderes Material, sehr spätes Material. Der scheint so eine Art Rückzugsgebiet zu sein vor dem was sich so tut. Der ist vergleichbar mit Bracht bei Marburg der ist aus der spätesten Phase, die es in der Bandkeramik gibt.
Von daher ist er unbedingt grabungswürdig. Ich würde erstmal bei dem anfangen. Bei dem großen Platz findet man jede Menge. Hier könnte man eine klare Zielrichtung verfolgen es ist so ein Sonderplatz.
Südwestlich von dem + in dieser Höhe, sind Funde aus der Folgekultur, der Röttnerkultur die danach kommt. und das ist auch Bauern, Ackerbauern, Viehzüchter. Mit dem Unterschied zur Bandkeramischen Kultur. Mehr Viehzucht. Das Klima, mit mehr heißen Sommern was besser dazu geeignet ist.
Was hier mit EZ gekennzeichnet ist, da gibt es auch etwas Eisenhaltiges. Das ist noch gar nicht untersucht. Da habe ich ein Tütchen. Das ist eindeutig Eisenzeit. Vermutlich sind das Reste von einem Friedhof der her südlich der Kläranlage um EZ liegt.
Bandkeramik, Nachfolgekultur und dann ein Sprung auf vor 4000 5000 Jahren, da gibt es noch etwas anderes. Das heißt vermutlich gibt es noch etwas anderes
Wie könnte man das untersuchen? Wenn man einen Antrag stellt. Die Gelder werden bewilligt.
Man würde so vorgehen? Man würde erst mal bohren, zuerst im großen Feld, hier an dem Hang,
eine Linie, von oben nach unten wegen der Bodenbeschaffenheit. Gibt’s der Boden her.
Die Erhaltung des Platzes, findet man Stellen oder liegt da viel oben drüber. Liegt viel drüber würde ich gerne oben graben wollen. Das wäre das erste. Das man 2 Katheten guckt wie die Bodenbeschaffenheit ist.
Wenn das prima klappt würde man einen Probeschnitt machen und würde in die oberste, relativ große Grube, einmal schauen was drin ist. Denn das könnte man nicht mit modernsten Prospektoren rauskriegen, wie das Material genau aussieht. Wie können jetzt nur sagen. Hier ist eine Grube und die hat diese und jene Form.
Wasenberg von oben.
Hier sieht gut die „“““morphologische“ “Lage. Sanfte Hügel, sehr gute Böden, gute Wasserversorgung. Windrichtung stimmt auch. Außerdem ist damit zu rechnen, dass im Umfeld weitere Plätze zu Tage kommen. Hätte mir Herr Heidenreich diesen Platz nicht gezeigt, wäre ich auch nicht unbedingt darauf gekommen. Ich habe zwar schon gezielt gesucht, bin aber nicht auf diesen Platz gekommen.
Letztes Bild Wasenberg aus der Luft.
Sie müssen sich nur vorstellen. Zur damaligen Zeit war alles bewaldet und in diesem Wald gab es Rodungsinseln. Die Leute haben gerodet, brauchten ja die Stämme für ihre Häuser. Brandrodung wurde auch praktiziert. Diese Rodungsinseln wurden dann immer größer. Die Siedlungen sind gewachsen, haben sich ein bisschen verlagert aber was ich Ihnen vorher zeigte, dieses große Gelände, da gibt es zwar Siedlungsverlagerungen innerhalb der mehreren hundert Jahre aber nicht so, dass sie ganz weggezogen sind auf einen ganz anderen Platz, das kann man hundertprozentig ausschließen.
Ich hoffe, dass es sich in der Zukunft für den Platz hier, die Möglichkeit ergibt, dass wir zumindest Passagen machen können, ein kleines Areal mal untersuchen können, dass es Anhaltspunkte gibt und nichts wäre schöner als hier noch einen „Wasi“ (wie den Imi in Immenhausen) zu finden. Eine Figur mit so einem tollen Gesichtsausdruck, Händchen und so. Dass wäre die Krönung.
Bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. So einen Einblick in die früheren Kulturen zu bekommen.
Danke schön.
Frage Zuhörere: Sie haben mit H. Heidenreich das Gelände begangen und die Funde waren an der Oberfläche.
Dr. Kneipp. Ja. Der Ackerpflug geht in den Boden, wälzt die Erde nach oben. Dann kommt gerade so der Bereich der Gruben und das Grubenmaterial kommt nach oben. Es wurde zu der Zeit noch tiefer ausgepflügt als heute.
Eine Grabung hat noch nicht stattgefunden.
Frage Zuhörer. Wir haben von dem allen bisher noch Garnichts gewusst. Durch Fachberichte ist es bekannt.
Dr. Kneipp. Ja in der Fachwelt ist das bekannt. Ist auch im Katalog und im Ortsregister drin. Ist auch publiziert in einer Promotion
Warum es hier in der Heimatchronik nicht verankert ist, weiß ich nicht.
Wernswig hat das drin.
Frage Erika. Können Sie noch etwas zu den Nebensiedlungen sagen. Wie weit geht das um Wasenberg herum?
Dr. Kneipp. Siedlungsverband müssen sie sich so vorstellen. Es geht einmal um die Fläche, die besiedelt war. Wasenberg ist eindeutig die größte Ausdehnung. Dann ist es so, die Plätze darum herum sind wie Trabanten abhängig auf die Hauptsiedlung. In den Periphärsiedlungen, wie wir sie nennen, fehlen bestimmte Denkmalgattungen ganz oder zum größten Teil.
Das ist erstmal der “MatedRoteisen“ Stein. Den gibt es nur auf dem Hauptplatz. Bestimmte Feuersteinvarianten sind nicht vorhanden. Es gibt eine ganze Reihe von Kriterien, so dass man sagen kann das muss ein großer Platz sein.
Was ganz wichtig ist. An die ganz großen Plätze, die Zentralplätze, sind auch die Bestattungsplätze geknüpft.
Wir haben hier kleine Tütchen mit Knochen, die aus der Zeit sind. Ein gutes Stück südlich davon, südlich vom Leimbach, westlich von dieser Sportanlage, dem Fundplatz 2. Das würde sofern gut passen, denn jenseits eines Flusses liegen die Bestattungsplätze. Das ist ein alter Befund. Schon aus der griechischen Mythologie ist bekannt. Jenseits eines Sees oder Baches wird bestattet. Ich kann aber noch nicht sagen, dass dieser Bestattungsplatz zu dem großen Siedlungsplatz gehört. Das wäre zu vermessen. Da müsste man gezielt sondieren.
Frage Zuhörer. Sie haben auch geschrieben, in einem ihre Aufsätze, dass es eine Arbeitsteilung gab zwischen dem Zentralplatz und ihren Nebenplätzen und dass diese Zulieferer haben auf dem Zentralplatz die kultischen Veranstaltungen stattfanden.
Dr. Kneipp. Ja. Gewisse Beilanfertigungen waren nicht auf dem Zentralplatz, dafür waren Nebenplätze verantwortlich. Gewisse Ackerfrüchte und so haben Siedlungen bevorzugt gemacht und zur großen Siedlung dann gebracht. Da gibt es ein Austauschsystem.
Das ist aber hier noch alles in den Anfängen. In den Peripheriesiedlungen wurde ja noch nicht gegraben. Auch Ransbach hat ja nur Lebensgrundmaterial, wenn auch sehr viel.
Zeigen der Fundstücke.
Das ist ein Malstein. Ein Auflieger, schön glatt gerieben. Den Auflieger konnte man von der Seite nehmen, darüber reiben. Hier fehlt ein Stück. So zerkleinert man das Mehl.
Das ist ein Klopfstein und Reibstein. Wenn sie mal die Unterfläche angucken können sie reiben und hier können sie klopfen, mit beiden Seiten. Sie merken das ist kein Stein, der irgendwo auf dem Acker lag, sondern der ist bearbeitet.
Dann in den Tüten. Zum Teil sind die Sachen sehr klein.
In diesem Tütchen ist ein ganz kleiner Kratzer. Den muss man auspacken. Der hat hier oben eine runde Stelle und da sind lauter kleine Mausezähnchen zur Feinbearbeitung von Fellen. Der ist aus Feuerstein.
Sie sehen die kleinen Verzierungen. Die müssen sie sich bunt vorstellen. Am Rand vielleicht rot, in der Mitte weiß
Das andere ist leichter zu erkennen. Das ist ein kleines Beilchen für die Holzbearbeitung. Die haben ja auch Zapflöcher geschlagen. Die haben auch Kästen gemacht aus splintfreier Eiche. Solche Bretter gesägt. Dabei ist immer noch unklar wie die das sägen konnten
Das ist ein Bandkeramisches Beilchen. Ein Schlachtbeil. Vorne noch schön scharf. Das ist aus Antipolit und das ist aus Feuerstein. Der Mahlstein ist aus Sandstein.
Hier aus einem großen Vorratstopf. Wurde hier so gehalten.
Die Steine sind in der Schachtel. Hier ist noch eine kleine Klinge. Hier ist noch eine größere Klinge aus einem seltenen Material aus Muschelkalkstein. Muss ich noch einmal überprüfen.
Hier ist 3-mal Keramik verziert.
Frage Zuhörer. Die „““Anto Proformen“““ wie werden die interpretiert? Gab es da früher religiöse Vorstellungen?
Dr. Kneipp Ja. Es gibt verschieden Meinungen. Die einen sagen, dass sind Gottheiten die mit Fruchtbarkeit zu tun haben, weil man die in der Regel nur zerbrochen auf Flächen findet. Selten in Gruben. Das ist die eine These. Um irgendetwas fruchtbar zu machen hat man diese kleinen Figürchen gemacht und sie rituell zerbrochen.
Die andere ist, Prof. Lüning nimmt das an, dahinter stehen auch in Köln und Frankfurt die Schulen, nehmen an das sind die Ahnen. Das stand im Haus und das sind die früheren. Das sind Oma und Opa und so. So wie die Römer ihre Ahnengalerie haben so wird das gespiegelt, dass das früher auch so war. Ich neige nicht dazu, Ich glaube das sind Darstellungen von Gottheiten, weil die hin und wieder auf einem Stuhl sitzen. In Ungarn gibt es schöne Darstellungen in Pose. Die sitzen auf einem Stuhl und haben so was in der Hand, so ein Abzeichen. So ein Stab mit einer Keule dran. Das spricht eher für frühe Himmelsgötter, Fruchtbarkeitsgötter. Das ist aber noch nicht geklärt.
Frage Zuhörer. Die kultischen Sachen fanden auf dem Zentralplatz statt.
Dr. Knapp. Die fanden immer auf den Zentralplätzen statt.
Frage Erika. Warum hat es überhaupt dieses „“ …………“““ gegeben?
Das ist hier in der Schwalm sehr schön zu erkennen. Der Platz ist hier mehr linear in Nord-Süd ausgerichtet und oben an der Eder beim Knick in Gensungen, Felsberg das ist es mehr auf den Fluss bezogen. Das hängt immer von der Lage im Gelände ab. Sie brauchen einen großen Platz. Wenn sie dann in der Nähe bestatten, dann machen sie natürlich die ganzen Feiern dort.
Heute ist das ja auch so. Der größte Ort hat die größte Kirche und zu Feierlichkeiten ziehts meist dann dahin. Das war vor 7000 Jahren nicht anders.
Was uns fehlt in Hessen, sind große Plätze die gut zu graben sind.
In Holland in der Provinz Utrecht, da war ein großer Platz, der sollte bebaut werden, etwa 10 ha. Der wurde komplett aufgegraben, kostete 8 Mio. Dabei hat man festgestellt es gab ein komplexes System von Abgrenzungen, von Zäunen, Häuserverlagerungen, Anbauten und Umbauten, wie heute auch.
Man muss großflächig untersuchen. Hofgeismar und Wernswig, das waren nur Teilgrabungen. In Wernswig haben wir nur 8 % von der Gesamtfläche untersuchen können. Das ist halt nur ein Einblick. Uns fehlt in Hessen eine große Fläche.
Frage Zuhörer. Gibt es in Wasenberg etwas Interessantes? Spätmittelalter war ja der Ort ja noch immer von anderen kleinen Orten umgeben. Die Namen sind noch bekannt aber es halt nur noch Flurnamen haute. Die Bewohner sind nach Wasenberg gezogen. Sehen Sie da eine Verbindung zu dem frühen Zentralplatz und seinen Nebensiedlugnen?
Dr. Kneipp In dieser Zeit von 6000 Jahren eine Verbindung zu wagen ist schwierig. Es ist möglich. Man müsste seriös rangehen und forschen. Es ist denkbar denn die Qualität der Böden hat sich ja nicht gravierend geändert, die Wasserausstattung auch nicht aber man weiß zu wenig über die dazwischen liegende Zeit. Man müsste sich damit beschäftigen.
Die Menschen haben schon einen gewissen Grundstock der ähnlich ist. Vielleicht sind wir ein bisschen dümmer geworden.
Frage Zuhörer. Der Hämatit-Roteisenstein wurde wohl überwiegend genommen für Körperschmuck
Dr. Knapp Der Roteisenstein, der Hämatit, hat viele Funktionen. Er ist blutstillend. Zimmerleute haben ihn genommen zum Anreisen der Balken. Sie können, wenn sie das fein reiben, haben sie Pigmente die sie mit Fett mit Karotin versetzen damit können sie die Farbe in die Richtlinien der Gefäße oder Stiche machen. Sie können damit die Hauswände bemalen. Das ganz breite Spektrum
Nicht zuletzt hat man die roten Farbepigmente über den Kopf der Toten geschüttet. Es gibt mehrere Gräber wo man das sieht, damit die frisch aussehen, ja weiterleben. Das ist ein Symbol für Blut.
Der Roteisenstein, da ist man ziemlich weit. Der Qualitätvolle kommt aus der Lahn-Dill-Region. Aus dem Lager Niederschelder Dillenburg hoch. Das ist der qualitativ hochwertige und der kommt hier an. Der kommt in größeren Mengen an wird stark runter gerieben, kommt drauf an wofür man das Material braucht. Vereinzelt, nicht hier aus Wasenberg, weiß ich auch, dass man Roteisenstein durchbohrt hat und ihn als Anhänger genommen, als Talisman oder überhaupt als Schmuck, neutraler Schmuck. Ein vielfältig einsetzbarer Rohstoff, der sich fast immer auf den Zentralplätzen findet. Nur in geringen Mengen auf den Periphäriplätzen.
Es ist gelungen vor einigen Jahren, bei Wetzlar-Garbenheim einen Platz zu finden mit über 30 000 Roteisenstücken. Dort kamen die hin und von dort wurden die verhandelt nach Nordhessen und in die Wetterau. Da kennt man so die Handelswege.
Zuhörer: Wetzlar liegt an der Lahn und die Lahn ist…..
Dr. Kneipp. Das ist eine Autobahn. Über die Lahn wird sehr viel transportiert. Die Lahn ist in vielen Zeiten eine wichtige Einfallstraße gewesen. Später bei den Großsteingräbern kommt die Idee der Großsteingräber von Frankreich über die Mosel und die Lahn hier auch nach Nordhessen. Züschen ist dafür berühmt, Steinkammergrab und so, sind nicht älter oder jünger als die Gräber die ähnlich gemacht sind in der Normandie oder der Bretagne. Da ist die Lahn wichtig. Die Schwalm nur bedingt.
Frage Zuhörer. Schatterode? Hat das etwas mit den Chatten zu tun?
Dr. Kneipp: Der Name Chatte verschwindet im Jahre 340. Dann kommen die Hessen
Frage Zuhörer. Können Sie etwas über die Kosten sagen?
Dr. Kneipp Wenn Sie eine Fläche nehmen, wie diesen Raum. Etwa 4 Wochen 50-60 000 €. Vorausgesetzt sie bekommen einen Baggerfahrer mal so.
Wichtig wäre die Frage was würde die Prospektion kosten von dem Zentralplatz. 17.4 ha zumindest die Hälfe untersucht, prospektiert und da würde man in 2,3 Tagen schon hinkommen. Den Tag vielleicht für 1000 1500 € Das wäre so eine Größenordnung, etwa 5000. 10 % davon hätte man davon … Parallel dazu könnte man schon mal schauen, die Bodenbeschaffenheit. Das ist immer wichtig.
Frage Zuhörer. Meinen Sie, sie könnten irgendwann nochmal Grabungen hier durchführen?
Dr. Kneipp. Ja. Ist immer möglich. Ich brauch einen Aufhänger, weil das Landesamt kaum die Mittel hat. Das ist ein Problem in Hessen, dass die Mittelverteilung auf bestimmte Projekte fällt. Nordhessen bekommt davon fast nichts ab. Ich hatte damals auch Glück, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Köln dem stattgegeben hat und das viele Geld freigegeben hat, da war nämlich ein Mitglied, dass in der Entscheidungsfindung war, das kam aus Kaufungen und hat gesagt in die archäologische Wüste Nordhessen wollen wir mal Geld reinstecken.
Ja, man müsste das aufhängen. Damals wars das Bergbauprojekt. Hier müsste man vielleicht mit dem Austauschsystem von Fremdmaterial oder dem Zentralplatz die Gedanken vertiefen. Da braucht man einen guten Aufhänger. Was ist auch in der Zeitströmung wichtig.
Ich würde es hier in die Richtung machen mit Nachhaltigkeit, Ökologie, die ganzen Anbausysteme. Lernen aus der Vergangenheit, so in diese Richtung. Mit starker Unterstützung der Archäobotanik